Rathaus

Die Stadtbesichtigung beginnt mit dem im Zentrum gelegenen Rathaus, das von 1763 bis 1766 nach dem Entwurf von Jan Zygmunt Deybel erbaut wurde. Das heutige Gebäude steht auf dem Platz, auf dem auch das ehemalige Rathaus stand, das aus Holz gebaut war und durch einen Brand zerstört wurde.

Gebaut mit kreuzförmigem Grundriss. In den großen Flügeln waren Geschäftsräume untergebracht, die Büroräume befanden sich in dem zentral gelegenen Turm. Das Rathaus ist geprägt durch unterschiedliche Baustile. Der untere Teil des Gebäudes ist typisch für den Spätbarock, der Turm trägt Merkmale des Rokoko und das Obergeschoss hat eine ruhigere klassizistische Form. Auf dem Turm befindet sich die Figur von Atlas – Jacek, der die Erdkugel trägt. Laut der Legende war Jacek der Stallmeister der Fürstin Aleksandra Oginska. Am Turm befindet sich eine Spieluhr, die die Polonaise „Verabschiedung von der Heimat” von Kleofas Oginski abspielt. Heute ist im Rathaus das Regionalmuseum.

St.-Stanislaus-Kirche

An der Florianska-Strasse, gegenüber dem Rathaus, steht eine barock-klassizistische St.-Stanislaus-Kirche. Sie wurde von 1740 bis 1749 errichtet, gespendet vom Fürsten Kazimierz Czartoryski, Burgvogt von Vilnius, und seiner Gattin Izabella. Sie wurde im östlichen Teil des Marktplatzes als erste gemauerte Kirche in Siedlce errichtet, während in der Zeit davor die Kirchen aus Holz gebaut waren. Die Fassade wurde vom Architekten Stanislaw Zawadzki im Jahre 1793 geplant und auf Kosten von Aleksandra Oginska errichtet. Das Innere hat die Form einer Basilika mit drei Kirchenschiffen. Die Fassade ist gekennzeichnet durch einen Zugang zwischen Säulen und einem Balkon im darüber liegenden Stockwerk. Sehenswert sind in der Kirche die Gemälde mit vier Evangelisten aus der Sammlung von Familie Ossolinski.

In der Nähe der Kirche befindet sich das Pfarrhaus mit einem Mansardendach, gebaut in den Jahren 1768 bis 1774 und wahrscheinlich geplant von Jan Zygmunt Deybel. Gegen 1781, während des Umbaus des Palastes, war es das Wohnhaus von Aleksandra Oginska. Im 19. Jahrhundert waren hier der Sitz des Tribunals untergebracht und dann das Postamt.

An der Pilsudskiego-Strasse, neben der St.-Stanislaus-Kirche, befinden sich die Reste vom ehemaligen Glockentor. Es ähnelt einem Triumphbogen mit drei Arkaden und wurde in den Jahren 1773 bis 1776 auf Kosten von Aleksandra Oginska gebaut. Im Jahre 1941 wurde es von den Deutschen abgerissen, weil es den Fahrzeugen und Soldaten, die nach Osten unterwegs waren, den Weg versperrt hat.

Oginski-Palast

An der Kosciuszki-Strasse, nahe der St.-Stanislaus-Kirche, steht eine klassizistische Magnatenresidenz. Die Residenz wurde vom Fürsten Kazimierz Czartoryski vor 1730 gebaut und zwischen 1776 und 1782 nach dem Entwurf des Architekten Stanislaw Zawadzki von der Fürstin Aleksandra Oginska grundlegend im klassiszistischen Stil erneuert.

Im 18. Jahrhundert besuchte der polnische König Stanislaw August Poniatowskiden Palast. Zu seinen Ehren wurde eine toskanische Säule errichtet, die mit einem Barockkreuz gekrönt ist. Sie befindet sich in der Sokolowska-Strasse an der Zufahrt zum Hof des Palastes.

Den Palast besuchten auch Vertreter namhafter Magnatenfamilien wie Branicki und Potocki sowie nationale Helden wie Tadeusz Kosciuszko, die Dichter der Aufklärungszeit wie Julian Ursyn Niemcewicz, Franciszek Karpinski und Franciszek Kniaznin. Nach dem Tod von Aleksandra Oginska gingen der Palast und das ganze Landgut in staatliches Eigentum über. Im Jahre 2001 wurde der Palast der Universität in Siedlce (UPH) übergeben, die gründliche Renovierungsarbeiten durchgeführt hat, größtenteils von der EU finanziert. Derzeit ist hier das Rektorat der Univesität für Natur- und Geisteswissenschaften untergebracht.

Aleksandria-Park

Neben dem Palast befindet sich ein Park, ursprünglich gegründet von der Familie Czartoryski im 18. Jahrhundert im Stil eines italienischen Gartens. Als die Fürstin Aleksandra Oginska über das Landgut herrschte, wurde es grundlegend verändert. Um 1768 gestaltete sich der Park zu einem Garten mit wilden Hainbuchen, Blumenbeeten, verschlungenen Pfaden und Kanälen mit zahlreichen Inseln. Es gab dort mehr als 30 verschiedene Gebäude, u.a. das Wohnhaus der Fürstin, Lauben, ein Fischerhaus, eine Moschee, eine Orangerie und einen Stall. Im 19. Jahrhundert hat der Park seine heutige Form bekommen.

Heiligkreuzkapelle an der Starowiejska-Strasse

Das letzte Denkmal, das die Familie Oginski geschaffen hat, ist die Heiligkreuzkapelle, erbaut nach dem Entwurf von Zygmunt Vogel im Jahre 1791 als Palast-Kapelle an der Stelle, an der erstmals eine Kirche errichtet worden ist. Im Altarteil ist ein vermutlich von der Fürstin selbst gestrickter Altarvorhang mit ihren Initialen zu sehen.

Dom

Sehenswert ist der nicht einmal100 Jahre alte Dom, erbaut von 1905 bis 1912 nach dem Entwurf des Ingenieurs Zygmunt Zdanski mit kreuzförmigem Grundriss im neogotischen Stil. Die monumentale Kirche mit den hohen Türmen wurde nach mittelalterlichen Grundsätzen errichtet. Die bunten Glasfenster, im 2. Weltkrieg zerstört und nach dem Krieg wieder aufgebaut, veranschaulichen die Geschichte der katholischen Kirche in Polen und in Podlachien.

Postamt

An der Pilsudskiego-Strasse befindet sich ein klassizistisches Gebäude, errichtet nach dem Entwurf von Antonio Corazzi in den Jahren 1827 bis 1828 auf dem Platz eines ehemaligen Gasthofs am Brest-Weg. In der Zeit von Aleksandra Oginska wurden in dem Gebäude die armen Menschen versorgt. Der später als Maler bekannt gewordene Aleksander Orlowski, dessen Talent Aleksandra Oginska entdeckt und gefördert hat, verbrachte in dem Gebäude seine Jugendzeit. Derzeit befindet sich in dem Gebäude das Postamt.

Zu den sehenswerten Gebäuden in Siedlce gehört auch ein Haus an der Florianska-Strasse 5. Errichtet Ende des 19. Jahrhunderts, wurde es von der orthodoxen Kirche erworben, die es als Waisenhaus genutzt hat. Heute gehört es der St.-Stanislaus-Kirche.